Hintergrund

Mit spielerischer Einfachheit zum Kern

Auf den ersten Blick wirken die Motive wie mächtige Ölbilder oder leichte Aquarelle. Aber: wenn man genau hinsieht, offenbart sich in Details die typische Körnung analoger Fotografie. Ein seltsames Erlebnis, denn in einer Zeit, in der wir mit perfekt produzierten Fotos einer irrealen Welt überschüttet werden, heben sich Tegethoffs Aufnahmen durch ihre malerische Poetik erholsam ab. Man bleibt einfach hängen – und genießt gern ungwohnte Langsamkeit, ungewohnte Größe.

Tegethoffs Bilder sind eine Suche nach Perspektiven auf unser Sein, sogar auf Existenz ohne Sein, auf Proportion und Dimension. Man spürt die Kraft von Beziehungen und Bezügen: riesig oder winzig, simpel oder komplex, lebendig oder leblos. Und man spürt die fast obszöne Beliebigkeit und Subjektivität von Dimensionen. Die unvermeidliche Kehrseite solch seelischer Entgrenzung ist Sehnsucht nach Bezug und Struktur.

Diese Bilder zeigen eine Welt, in der sich Existenz ohne Leben entfaltet. Eine solche Welt über der Welt macht uns deutlich, daß unser Erleben nur eine Ausprägungsform des Seins in einer uns bekannten Materialität ist, und sie läßt erahnen, daß es unendlich verschiedene Versionen der Schöpfung geben kann. So wie Galaxien zusammenfließen, so verschmelzen hier Physik und Metaphysik. Während Raum, Weite, Aggregatzustände und Dimensionen als unbegreifbar entgleiten, offenbart sich hinter dem zunächst diffus vertraut erscheinenden Fluß der Proportionen eben doch ein universelles Prinzip. Dieses läßt sich zwar kaum durch den Verstand erschließen, aber durch sinnliche Intuition. Ein geradezu ästhetisches Erlebnis!

Wie die Serie der Meereshorizonte des Fotografen Hiroshi Sugimoto, aber auch die Seascapes von Gerhard Richter, folgen Tegethoffs Aufnahmen einer eigenen, geheimnisvollen Unbestimmtheit entlang übermenschlicher Maßstäbe bis hin zu innerster Berührung.

Technik

Verletzlichkeit als Prinzip

Für großformative Motive bietet die Analogtechnik den Vorteil höchster Auflösung ohne Pixelartefakte. Allerdings fällt bei Tegethoff die Wahl auf diese beinahe historische Fotografieform eher aufgrund deren inhärenten Verletzlichkeit. Der gesamte Prozeß klassischer Bildherstellung bleibt erhalten: Vom 1:1-Motiv des Films über die Entwicklung bis zum Print.

  • Kamera Mittelformat (6 x 7 Analogfilm)
  • Archival Grade 100 x 135 cm und 190 x 140 cm auf Photo Rag/Alu Dibond – Editionen von je 5 + 1 AP
  • Sonderserie 260 x 200 cm auf Canvas Goya, Editionen je 2 + 1 AP

Wo Film nichts mehr sieht

Available Light Fotografie an ihren Grenzen: In Situationen von Dämmerung oder in der Nacht erfordert analoges Filmmaterial Belichtungszeiten, die in der Umgebung hoher Bewegungsgeschwindigkeit keine nutzbaren Resultate mehr erzielen. Für diese Fälle, hauptsächlich die Serie Umbra und ausnahmslos die Serie Exposed, wird eine digitale Kamera eingesetzt.

  • Digitalkamera mit Vollformatsensor (24 x 36 mm)
  • Archival Grade Prints 90 x 60 cm auf Photo Rag/Alu Dibond – Editionen von je 5 + 1 AP